Oldenburg, 24.10.2016 - Bischof Jan Janssen dankte den Flüchtlings- und Migrationsberatern der Diakonie im Oldenburger Land. Sie seien mit Herzblut bei den Menschen, die zu uns gekommen sind, hob er bei einer Sitzung des diakonischen Arbeitskreis für Migrationssozialarbeit hervor. Kirchlich-diakonische Sozialarbeit zeichne sich durch emotionale Beteiligung und besonderes Engagement aus, sagte Bischof Jan Janssen den Flüchtlings- und Migrationssozialberatern aus dem Oldenburger Land bei einer gemeinsamen Sitzung im Gemeindehaus der Oldenburger Martin-Luther-Kirche.
Die Berater berichteten dem Bischof von ihren alltäglichen Erfahrungen. Die anfängliche Euphorie der Aufnahme von Flüchtlingen, weiche der Ernüchterung, bedauern die Berater. Weil begrenzende Gesetze die Erwartungen zunehmend dämpfen, Familiennachzug untersagen und die Integration in Deutschland erschweren. Janssen wünscht sich ein offenes Land, damit die Menschen bei uns ankommen und Fuß fassen können.
Die Gruppe der aus EU-Ländern Eingewanderten werde neben den Flüchtlingen viel zu wenig beachtet, berichteten die Migrationsberater. Rumänen, Bulgaren und den Roma zugehörige Einwanderer werden zum Teil gezielt angeworben, um in Zeitarbeitsfirmen als Billiglohnkräfte eingesetzt werden zu können. Polnische Frauen pflegen alte Menschen unter schwierigsten Bedingungen in deutschen Haushalten. EU-Einwanderer sind zum Arbeiten gekommen oder geholt worden. Ursache für diese Arbeitsmigration seien Firmen, die ein Interesse an billigsten Arbeitskräften haben und Verbraucher, die nicht bereit seien, höhere Löhne über angemessene Ladenpreise zu finanzieren. Prekäre Lebenssituationen bringen Probleme und erfordern weitere Beratung.
Die Vielfalt von Sprachen und Kulturen ist Gott gewollt, betonte Janssen. Das lehren uns alttestamentarische Geschichten wie die vom Turmbau zu Babel, erklärt Oldenburgs oberster Theologe. Auch Abraham musste aufbrechen in ein Land, das Gott ihm zeigt. Die Schlüsselgeschichte des Urvaters der drei großen Religionen handele vom Aufbruch und vom Vertrauen darauf, dass sich in der Begegnung mit anderen Menschen ein Weg zum Zusammenleben findet. Auch die Anfänge der Christenheit sind mit Migrationsgeschichten verbunden, stellte Janssen fest. Schon in der Apostelgeschichte fänden sich viele der Ortsnamen und Inseln, die heute in den Nachrichten wieder mit Migration und Flucht verbunden sind. Janssens Resümee: Das sind Geschichten, die Mut machen, den Zugewanderten mit Respekt zu begegnen und das gesellschaftliche Zusammenleben mit Toleranz und gegenseitig Wertschätzung zu gestallten.