Delmenhorst. 21.8.2018 - Gemeinwesenarbeit ist ein wichtiger Baustein für die Demokratie, das wurde beim ersten Fachtag Gemeinwesenarbeit in Delmenhorst deutlich. Das Diakonische Werk Delmenhorst/Oldenburg Land hatte zu dem Fachtag in die Markthalle eingeladen. 80 Interessierte aus der sozialen Arbeit, der Stadtverwaltung und der Politik waren der Einladung gefolgt und bekamen durch den Vortrag von Heike Binne, Quartiersmanagerin in Bremen-Lüsum, zunächst einen Einblick, wie Nachbarschaften zu Orten politischer Bildung werden, indem die Menschen sich beteiligen können.
Ganz konkret zeigte die erfahrene Praktikerin aus der sozialen Arbeit, wie Beteiligung und Bildung in der Gemeinwesenarbeit gleichzeitig passieren. "Bei der Gestaltung der Spielplätze ist es uns wichtig, die Wünsche der Bewohner zu berücksichtigen. Gleichzeitig können wir dabei informieren, wie wichtig Bewegung auch für die geistige Entwicklung ist", sagte Binne. Denn "Wer nie rückwärts gehen gelernt hat, kann später auch nicht Minus rechnen." Wie gut diese Informationen bei den Bewohnern ankommen, zeigt auch der Name, den die Nachbarschaft in Bremen-Lüsum dem Spielplatz nach seiner Fertigstellung gaben: "Pfiffikus-Spielplatz". Gleichzeitig wurde mit dem Spielplatz ein weiterer öffentlicher Raum geschaffen, in dem Begegnung im Quartier stattfinden kann. Genauso wie in Nachbarschaftsgärten, Nachbarschaftscafes und anderen niedrigschwelligen Angeboten, die für die Gemeinwesenarbeit so wichtig sind. Denn: "Nur wenn man etwas voneinander weiß, fängt es an, zu menscheln", betont Binne. So können Vorurteile abgebaut werden und funktionierende Nachbarschaften in den Quartieren mit hohen Armutsquoten und Menschen aus verschiedenen Kulturen entstehen.
Damit Gemeinwesenarbeit so erfolgreich gelingt, müssen aber auch einige Bedingungen erfüllt sein. "Es braucht Kontinuität", sagte Prof. Dr. Lothar Stock in seinem Vortrag. Gemeinwesenarbeit sei heute aktueller denn je, sagte der Wissenschaftler von der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig. Doch für den Erfolg der Gemeinwesenarbeit brauche es einen langen Atem und Kontinuität bei den Mitarbeitenden. Dass dieses Idealbild in der Wirklichkeit, wo die Mitarbeitenden in der Gemeinwesenarbeit meistens mit Verträgen für ein Jahr ausgestattet sind, nicht immer gegeben sei, machte er aber auch deutlich. "In Sachen langfristiger Förderung müssen wir in der Politik noch einiges bewegen", sagte auch Saskia Kamp, Kreisgeschäftsführerin der Diakonie Delmenhorst/Oldenburg Land.
Derzeit gibt es in Delmenhorst vier Nachbarschaftsbüros: In Düsternort (seit 1999), im Wollepark (seit 2000), in Hasport und in Deichhorst (beide seit 2018). Diese seien als Ansprechpartner vor Ort sehr wichtig, sagte Bürgermeister Axel Jahnz in seinem Grußwort. Die Arbeit der Haupt- und Ehrenamtlichen in den Nachbarschaftsbüros seien wichtig für ein gutes nachbarschaftliches Leben in den Quartieren.
"Die vier Quartiere sind sehr unterschiedlich", verdeutlichte Wencke Lüttich, Koordinatorin Gemeinwesenarbeit in Delmenhorst, in ihrem Vortrag. Dennoch sei der Austausch untereinander sehr wichtig und viele Projekte, wie der Vorlesetag, die Senioren- und Migrationsberatung können gemeinsam organisiert werden. Welche verschiedenen Aspekte zu der Arbeit in den Nachbarschaftsbüros dazu gehören, konnten die Teilnehmer des Fachtages im Anschluss an die Vorträge in Tischgespeiligung im erfahren. Dabei ging es um Bürgerbeteiligung im Quartier, Stadtteilkassen und die aktivierende Befragung, mit der die beiden neuen Nachbarschaftsbüros ersten Einblick in die Wünsche und Sorgen der Bewohner bekommen. Das Ziel der Gemeinwesenarbeit ist es bei all diesen Angeboten, die Lebensverhältnisse in den Stadtteilen zu verbessern und zwar nicht für sondern mit den Menschen die dort leben.