Stapelfeld, 28.11.2019 – Dr. Dursun Tan wäre nicht in Deutschland geblieben, wenn er nicht als Kind bei einem Besuch in Deutschland krank geworden wäre. Heute ist er in der Niedersächsischen Staatskanzlei zuständig für Migration und Teilhabe. Bei der Tagung in der Katholischen Stapelfeld geht es nun genau um solche Einzelfälle, in denen der Verlauf von Flucht und Migration in ungewöhnlichen Bahnen verläuft. „Wir sind hier, um von den Fachleuten aus der Beratungsarbeit zu hören, wo es schwierig ist,“ erklärt der Referatsleiter. Im Rahmen der Kooperativen Migrationsarbeit Niedersachsen (KMN) gibt es die Zusammenarbeit zwischen Ministerium und Wohlfahrtsverbänden und Migrationsberatern seit vielen Jahren, ergänzt Dorota Szymanska, Referentin im Niedersächsischen Staatministerium. Migration ist für unsere Gesellschaft bedeutend. Trotzdem werde die gesellschaftliche Situation nicht einfacher. Der Ton gegenüber Migranten werde rauher und Betroffene landeten öfter in prekären Lebenslagen.
Dr. Franck Düvell, Leiter der Abteilung Migration im Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) will die Debatte um Migration den Menschen zurückbringen.
Caritas und Diakonie fragen danach, welche Auswirkungen es auf Menschen habe, wenn in der Migrationspolitik nur auf die momentane Verwendbarkeit der Menschen geachtet wird. Franz-Josef Franke vom Diakonischen Werk Oldenburg warnt vor den negativen Auswirkungen auf Gesellschaft und auf einzelne Menschen.
Die Organisatoren haben das von Aschenputtel entlehnte Motto, „Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen?“ bewußt mit einem Fragezeichen versehen. Angewandt auf Migration werden damit die Rechte von Menschen missachtet und viele Einzelfälle erzeugt, in denen Menschen ausgegrenzt und ausgesondert werden.
Die Fachtagung in Stapelfeld wird organisiert vom Diakonischen Werk der Ev.-luth. Kirche in Oldenburg, dem Landes-Caritasverband Oldenburg, dem DRK Aurich und dem Niedersächsischen Minsterium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung. Während der Tagung greifen die Koordinatoren aktuelle Themen der Migrationsentwicklung in Niedersachsen auf und stellen sie zur Diskussion.
Sozialarbeiter und Fachberater der Migrationssozialarbeit forderten, die Beratung für Migranten zu verstetigen. Derzeit seien die meisten Mitarbeitenden nur befristet angestellt und wissen heute noch nicht, ob sie ihre wertvolle Arbeit morgen fortsetzen könnten. Die Art der Unterstützung verändere sich mit der Aufenthaltsdauer. Flüchtlinge und Migranten könnten aber auch nach Jahren noch nicht auf die Unterstützung der Beratungsstellen verzichten.