Jever, 15.10.2019 - Menschen in Überschuldung treffen oft falsche Entscheidungen. Sie zahlen an den Gläubiger, der den meisten Druck verursacht. Dabei verlieren viele die Miete aus dem Blick. Mit fatalen Folgen: Geht die Wohnung verloren, weil die Miete ausgeblieben ist, wird es schwierig. Eine neue ist praktisch nicht zu bekommen, weil sich jeder Vermieter vor Abschluss eines Vertrages eine Schufa-Auskunft über seinen möglichen Mieter einholt. Steht da etwas negatives drin, sind die Verhandlungen um eine neue Wohnung in der Regel zu Ende.
Das berichtet Georgia Gries bei der Übergabe eines Symbolischen Schecks an die Diakonie-Schuldnerberateraung in Jever. Die LzO fördert die soziale Schuldnerberatung für den Landkreis Friesland mit insgesamt 8.500 Euro aus Mitteln der Lotterie "Sparen+Gewinnen". Regionaldirektor Ulf Thomas freut sich, den wichtigen Dienst der Schuldnerberatung wieder unterstützen zu können.
Die Diakonie-Schuldnerberatung achtet darauf, die Wohnungssituation des Schuldners zu sichern. Entweder durch Verhandlungen mit dem vorhandenen Vermieter oder durch Garantieabsprachen mit einem neuen Vermieter. Dazu appelliert Georgia Gries an Vermieter, Schuldnern, die sich in die Beratung der Diakonie begeben haben, auch gegen eine negative Schufa-Auskunft eine Chance zu geben.
Der von der Schufa ausgegebene Basisscore ist nicht in allen Fällen der korrekte Gradmesser für die Regelmäßigkeit von Mietzahlungen, erklärt Gries. Ist der Schufa-Wert gering kann die Ursache auch bei Zahlungsschwierigkeiten auf völlig anderem Gebiet liegen. Ist der Betroffene mit einer selbständigen Tätigkeit gescheitert, hat das überhaupt nichts mit der privaten Wohnsituation zu tun. Der Schufawert bildet auch nicht ab, was der Betroffene alles tut, um seine finanziellen Angelegenheiten zu ordnen und Zahlungsstörungen auszuschließen.
Die Diakonie achtet darauf, dass Leistungen für Miete und Strom vor allen anderen Zahlungen geleistet werden. Dazu ist es gelegentlich auch erforderlich Gläubigern eine Pfändung zu versagen. Am besten funktioniert das mit einem Pfändungsschutz-Konto, dass nach einer Beratung mit Bescheinigung der Diakonie bei der eigenen Bank eingerichtet werden kann.
Um Schwierigkeiten mit der Wohnung zu vermeiden, fordern Schuldnerberater mehr Unterstützung für Menschen mit geringem Einkommen. Wohngeld muss leicht und unbürokratisch zu beantragen sein und schnell ausgezahlt werden. Das Gesetz sieht vor, dass Miete, Energie und Heizkosten auch direkt an den Empfänger gezahlt werden können. Diese Möglichkeit wird von der Arbeitsagentur bereits genutzt, berichtet Gries. In Cloppenburg informiert eine Wohnungsbaugesellschaft ihre Mieter über Unterstützungsangebote wie Mieterberatung und Schuldnerberatung. Ähnliches wünscht sich Gries auch in Friesland.