Fotomodell mit 103 Jahren

Erstellt von Frerk Hinrichs |

Seniorenzentrum Haarentor organisiert Fotoshooting für Jahreskalender

Oldenburg, 31. Aug. 2017 – Seit Tagen herrscht gespannte Aufregung im Seniorenzentrum Haarentor. Fotografin Marlies Menger kommt, um mit den Senioren 14 Bilder für einen Jahreskalender zu machen. Die sind begeistert von der Idee. Die Damen gehen vorher zum Friseur und alle lassen sich bei der Kleiderauswahl von den Pflegekräften beraten. Denn es soll ein besonderer Kalender werden: Passend zu den Jahreszeiten sollen Tätigkeiten dargestellt werden, die den Senioren seit ihrer Kindheit vertraut sind.

 

Grete Hünnekens wehrt das Strickzeug für das Novemberbild erst ab: Ich bin doch schon 103 Jahre alt. Doch kurze Zeit später hat sie den angefangenen Schal in der Hand und wickelt sich den Faden gekonnt um den Finger. Vorher gab es das Herbstfoto im Garten. Einrichtungsleiterin Hilke Wulf hatte einen alten Deutz-Trecker organisiert, damit die beiden Herren aus dem Wohnbereich Sonnenhügel einen passenden Hintergrund haben. Beide kennen die Landwirtschaft seit Kindesbeinen an. Ich hab die jungen Ferkel angenommen, berichtet Hans-Joachim Cordes, und mitgezogen, wenn ein Kalb auf die Welt kam. Kurt Bohmann berichtet, dass er mit einer kleinen Nebenerwerbslandwirtschaft sieben Kinder groß gezogen hat. In Stiefeln, Breitcordhose und Arbeitsjacke nimmt man den beiden das sofort ab.

 

Im Seniorenzentrum wird oft auf alte hauswirtschaftliche Tätigkeiten zurück geblickt. Denn auf solchen Erlebnissen und Erfahrungen fußt Alterszufriedenheit, erklärt Wulf. Wer über viele Jahre regelmäßig lange Vorratsregale mit Eingemachtem, selbst Gesammeltem und Angebautem gefüllt hat, der weiß, was er geschafft hat. Die Erinnerung daran ist beständig. So mag es auch Johanna Pyrok ergangen sein. Kaum sind die Bohnen auf dem Tisch und das Küchenmesser in Reichweite, beginnt sie die Bohnen zu schnippeln. Auch wenn es fürs Foto gereicht hätte, nur so zu tun. Für viele unserer Bewohner sind die Bewegungsabläufe für haushaltsnahe Tätigkeiten so vertraut, dass sie auch bei Menschen abrufbar sind, die sich sonst an wenig nur erinnern. Bei vielen stellt sich Zufriedenheit ein, wenn sie an solchen Tätigkeiten teilhaben können, erklärt Wulf. Für die Fotoaktion hat sie zusammen mit den Mitarbeitenden im Seniorenzentrum Haarentor hunderte Requisiten und stilechte Accesoires mitgebracht. So wird jedes Bild zu einer Zeitreise für die Bewohner und für die Betrachter gibt es viel zu entdecken. Ein anderes Motiv spielt in der hauseigenen Wäscherei. An Leinen hängen historische Wäschestücke und an der alten Mangel wird gebügelt. Hier wird besonders deutlich, welche Entwicklung das Wäschewaschen genommen hat. Vom Holzzuber mit Waschbrett zur vollautomatischen Waschmaschine und vom Kohle beheizten Plätteisen zum elektrischen Bügeleisen. Die Seniorinnen können die verschiedenen Stoffe auf Anhieb unterscheiden. Denn die heute üblichen Inhalts- und Pflegeetiketten gab es früher noch nicht. Da auch das Feiern zum Alltag gehört, wird für weitere Motive eine Erntekrone gebunden, ein Maibaum gesetzt, Plätzchen gebacken und die Senioren genießen zusammen mit Enkeln Kaffee und Kuchen vor der Kamera. Ein Frankfurter Kranz natürlich.

 

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