Integration braucht Zeit

Erstellt von Kerstin Kempermann |

Erwin Dierks arbeitete 29 Jahre in der Migrationsberatung der Diakonie

Cloppenburg/Wildeshausen/Ahlhorn – 29 Jahre war die Migration sein Thema. Nun geht Erwin Dierks in den Ruhestand. Zeit auf die Arbeit bei der Diakonie und die Aufgaben im Bereich Migration zurückzublicken.  2713 Klienten-Akten hat Dierks in diesen 29 Jahren angelegt. Für all die Familien, die er beim Ankommen in Deutschland unterstützte. Zunächst in der Aussiedlerarbeit, später in der Migrationsberatung. „Als ich 1990 anfing für die Diakonie zu arbeiten war das Thema Aussiedlerarbeit gerade sehr aktuell“, erinnert sich Dierks. Aus der Kirchengemeinde der Stadt Cloppenburg kam damals der Hilferuf an die Diakonie. Der hohe Zuzug von ev.-luth. Russlanddeutschen überforderte die ev.-luth. Kirchengemeinde Cloppenburg und den Kirchenkreis Oldenburger Münsterland. Benötigt wurde ein Beratungsangebot.

 

Dieses Beratungsangebot gestaltete Dierks in den nächsten 15 Jahren. Seit 2005 war er nicht nur für Aussiedler zuständig, sondern allgemein für Migrationsberatung. Neben den Spätaussiedlern berät er Zugewanderte aus dem Bereich Flucht und Arbeitsmigranten aus der Europäischen Union. Und auch räumlich weitete sich sein Aufgabengebiet. Neben der Beratungsarbeit für das Diakonische Werk im Münsterland übernahm er auch die Migrationsberatung für Erwachsene in Ahlhorn und Wildeshausen für das Diakonische Werk Delmenhorst/Oldenburg Land. 

 

In dieser ganzen Zeit begleitete Dierks ein Grundgedanke: Integration ist stark abhängig von Bildung. Und er weiß, Integration braucht Zeit. „In den ersten drei Jahren dreht sich alles ums Ankommen“, sagt Dierks. Im Fokus stehen der Spracherwerb, die Suche nach Arbeit oder bei Flüchtlingen der Prozess der Anerkennung. „Erst danach beginnt die eigentliche Integration“, betont Dierks und die verlaufe von Fall zu Fall und auch innerhalb von Familien ganz unterschiedlich. Ganz unterschiedlich waren auch die Menschen, die Dierks in den 29 Jahren beraten hat. „Außergewöhnliche Schicksale und Geschichten bleiben natürlich stärker in Erinnerung“, sagt Dierks. So erinnert er sich an eine ehemalige Basketball-Nationalspielerin aus Mazedonien, die zu ihm in die Beratung kam. Auch persönlich hat Herr Dierks durch seine Arbeit einen „großen Gewinn“ gemacht. Er hat seine aus Lettland stammende Ehefrau durch die Beratung kennengelernt und ist heute seit über 20 Jahren mit ihr verheiratet.

 

Sprachförderung, Integration in den Arbeitsmarkt, Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche – Ob in der Aussiedlerarbeit oder in der Migrationsberatung, immer wieder standen die Menschen in der Beratungsstelle vor den gleichen Herausforderungen. Doch es gab auch Veränderungen in den 29 Jahren. „Als ich anfing, war Deutschland kein Einwanderungsland. Und das wurde auch immer klar so benannt. Heute wird gesagt, dass wir Zuwanderung brauchen“, sagt er. Und das ist Dierks wichtig. „Ich möchte in einer vielfältigen Gesellschaft leben“, betont er und fügt hinzu: „Wenn man diese Haltung nicht hat, kann man diese Arbeit nicht machen.“

 

Vorurteile und Ängste abzubauen ist Dierks wichtig. Sein Ansatz: Die Menschen zusammenbringen. Dazu hat er immer wieder neue Projekte entwickelt. Freizeiten, Integrationsfahrten, Theaterprojekte und Fußballturniere brachten Kinder, Frauen und Männer zusammen.  „Die Freiheit bei diesen Projekten macht diesen Beruf so erfüllend“, wirbt er für seine Arbeit. Denn die Arbeit in der Migrationsberatung geht weiter. Die Stelle ist ausgeschrieben.

 

 

Erwin Dierks möchte seine jetzt frei werdende Zeit möchte mit Reisen füllen. Er hat sich vor einigen Wochen ein Wohnmobil gekauft und wird bestimmt einige Länder bereisen aus denen seine ehemaligen Klienten stammen und von denen sie ihm berichtet haben.

 

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