Jeder Tag ohne Alkohol ist ein Sieg

Erstellt von Kerstin Kempermann |

Suchtberatungsstellen der Diakonie machen gemeinsam mit Uli Borowka auf die Gefahren von Alkohol aufmerksam

Oldenburg, 16.5.2017. Alkohol macht abhängig - das wissen alle. Alkohol macht aber auch krank - das wollen viele gar nicht wissen. Statistisch gesehen stirbt alle sieben Minuten ein Mensch in Deutschland, weil der Alkohol Leber und Bauchspeicheldrüse, Rachen, Magen und Darm oder das Herzkreislaufsystem geschädigt hat. Der Grund: Alkohol ist ein Gift, das Zellen schädigt. Schon täglich zwei kleine Gläser Bier oder Wein erhöhen das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken. Insgesamt ist Alkohol mitverantwortlich für über 200 Krankheiten. Die Aktionswoche Alkohol regt vom 13. bis 21. Mai an, über den eigenen Konsum nachzudenken. In ganz Deutschland bringen die Veranstalter der Aktionswoche Menschen miteinander ins Gespräch.

 

In Oldenburg hatten die vier Suchtberatungsstellen des Diakonischen Werks Oldenburg (Stadt Oldenburg, Landkreise Wesermarsch, Oldenburg und Ammerland) dazu den ehemaligen Fußballprofi und abstinent lebenden Alkoholiker Uli Borowka eingeladen. Er las im „Alten Landtag“  aus seinem Buch „Volle Pulle - Mein Doppelleben als Fußballprofi und Alkoholiker". Darin berichtet er offen und direkt von beiden Karrieren, die des Fußballers und die des Alkoholikers. Seit einigen Jahren klärt der frühere Profi von Werder Bremen auf seine ganz eigene Weise die Öffentlichkeit über die Gefahren des Alkohols auf. Der Ausstieg aus der Alkoholsucht, die er lange Jahre verheimlichen konnte, gelang Borowka erst zwei Jahre nach dem Abschied aus der Fußball-Bundesliga. 2011 entschloss er sich, seine Geschichte gemeinsam mit dem 11-Freunde-Redakteur Alex Raack aufzuschreiben. Seitdem wirbt Borowka in Talkshows und mit Lesungen dafür, die Akzeptanz und den Umgang von und mit suchtkranken Menschen in der Gesellschaft zu verbessern. Auf seiner Homepage sagt er ganz klar: „Jeder Tag, an dem ich keinen Alkohol getrunken habe, ist für mich mehr Wert, als jeder Titel, den ich gewonnen habe.“

 

„Veranstaltungen wie diese Lesung im Rahmen der Aktionswoche sind wichtig, um auf die Gefahren durch Alkoholkonsum aufmerksam zu machen“, betont Hauke Holm, Leiter der Fachstelle Sucht im Ammerland. Denn Alkohol sei für viel Leid und viele Todesfälle verantwortlich. Oft würden die Risiken nicht ausreichend gesehen. Denn: „Es gibt keinen risikolosen Konsum, nur risikoarmen“, betont Holm. Wenn Betroffene wie Uli Borowka erzählten, helfe das, um auf die Probleme aufmerksam zu machen. Angesichts von 74.000 Todesfällen pro Jahr, die auf Alkohol zurückzuführen seien, sei das sehr wichtig. Wie Uli Borowka auch, erlebten die meisten Suchtkranken eine lange Zeit, in der sie trotz Alkoholsucht funktionierten. „Die Sucht entwickelt sich langsam und  schleichend. In die Beratung kommen die Meisten, wenn der konstruktive Leidensdruck zu groß wird“, berichtet Holm. Erst wenn die Angehörigen oder die Arbeitgeber wirkliche Konsequenzen ergriffen, seien die Betroffenen bereit, sich mit sich selbst und ihrer Sucht auseinanderzusetzen.

 

Um die Sucht dann wirklich in den Griff zu bekommen, brauche es viel Willensstärke. „Das beschreibt Herr Borowka sehr gut“, sagt Holm. Aber für die Betroffenen sei es wichtig, sich jeden Tag zu fragen, bekomme ich das heute hin. An manchen Tagen sei es leicht auf Feiern und Veranstaltungen nein zum Alkohol zu sagen. Aber an schlechten Tagen sei auch der Wille schwächer. „Wir üben mit den Betroffenen, sich dazu objektiv einzuschätzen.“

 

Informationen und Kontaktdaten zu den Fachstellen Sucht des Diakonischen Werkes finden Sie unter http://www.befrei-dich.info

 

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