Brake, 09.10.2018 - Anlässlich der symbolischen Übergabe der LzO-Förderung für die Schuldnerberatung der Diakonie erläuterte Karin Schelling-Carstens die besondere Situation überschuldeter Haushalte. 497 Personen haben bei der Diakonie in der Wesermarsch im vergangenen Jahr um Rat gefragt. Mehr als jeder dritte Haushalt davon (38,8%) muss dabei im Schnitt mit 1.049,36 Euro klar kommen und hat etwa 13.000 Euro Schulden, berichtet die Diakonie-Kreisgeschäftsführerin. Die anderen Haushalte ohne Sozialleistungen verfügen im Schnitt über 1400 Euro haben aber um die 33.000 Euro Schulden. LzO-Direktor Andreas Vollert ist froh, dass die Diakonie die soziale Schuldnerberatung anbietet. Auch er weiß, dass es für Betroffene oft ein riesen Schritt ist, sich der schwierigen Situation zu stellen. Wer die zwei Stufen zum Diakonischen Werk in der Bürgermeister-Müller-Straße nimmt, hat schon viel geschafft, erklärt Schelling-Carstens. Mancher kommt gekrümmt herein, geht aber nach der Beratung gerade wieder aus der Tür. Wir nehmen uns Zeit für die Beratung, erklärt Schelling-Carstens. Oft stellt sich dabei heraus, dass ein Privat-Insolvenz nicht die richtige Lösung für alle Seiten ist. Insfern ist die geringe Zahl von 61 Insolvenzverfahren auch eine Erfolgsmeldung.
Besonders hingewiesen hat die Diakonie auf die Möglichkeit zur Einrichtung eines Pfändungsschutz-Kontos. Damit können ein Mindestbehalt und Sozialleistungen vor der Pfändung geschützt werden. Das sogenannte P-Konto können Banken einrichten, wenn die dafür notwendigen Bescheinigungen z.B. von der Diakonie vorgelegt werden. Häufig, so berichtet Schelling-Carstens ist die P-Konto-Bescheinigung der erste Kontakt zur Schuldnerberatungsstelle.
Die Überschuldung tritt nach den Erhebungen des statistischen Bundesamtes häufig durch unplanbare Änderungen der Lebensumstände ein. Bei jedem fünften war der Verlust des Arbeitsplatzes Hauptauslöser für die Überschuldungssituation. Bei 15,1 % der Fälle führten gesundheitliche Probleme zu finanziellen Schwierigkeiten. Weitere 13,3 % der Schuldnerberatungen waren aufgrund der finanziellen Folgen einer Trennung, Scheidung oder des Todes des Partners nötig. Auch alleinerziehende Frauen waren überproportional häufig in Beratung. Sie machten 14,1 % der beratenen Personen aus, bei einem Bevölkerungsanteil von nur 6 %. Paare ohne Kinder waren mit 12,4 % hingegen vergleichsweise selten überschuldet, ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung lag etwa doppelt so hoch (28 %).