Plädoyer für mehr Flüchtlinge

Erstellt von Frerk Hinrichs |

Diakonie-Fachtag diskutiert über Geschichte und Gegenwart von Flüchtlingsbewegungen

Oldenburg, 25.02.2016 - Um 130 Teilnehmer haben beim Fachtag Migration ein starkes Plädoyer des Historikers Klaus J. Bade gehört: „Deutschland braucht Zuwanderunge und Flüchtlinge!“ 350.000 Menschen könne Deutschland ohne Schwierigkeiten im Jahr aufnehmen. Nötig sei dafür eine bessere Integration ins Berufsleben. Dafür müssten Berufsabschlüsse und Qualifikationen schnell anerkannt werden. Bislang frage die deutsche Verwaltung noch nicht einmal danach: Es fehle jede Statistik über die Qualifikation der Flüchtlinge.

 

Deutsche Geschichte ist gekennzeichnet von freiwilligen und erzwungenen Wanderungsbewegungen, führte Bade aus und zeigte, das Migranten immer auch Pioniere waren, die neue Impulse in bestehende Gesellschaften gebracht haben. Mit ihrer Arbeitskraft haben Migranten oft wesentlich zur Stärkung von Volkswirtschaften beigetragen. Damit wird Migration zu einer Grundbedingung des Lebens.

 

Bade empört sich über Politik aus dem Bundesinnenministerium, die vorgeblich an Sicherheit und Ordnung orientiert ist, tatsächlich aber Abschottung und Begrenzung im Sinn hat. Er warnt davor, Menschen zu lange in Erstaufnahmeeinrichtungen, HotSpots und Lagern aufzuhalten, statt sie schnell aus dieser Vorläufigkeit zu entlassen und ihnen die Möglichkeit zu geben, für Ihren Lebensunterhalt selbst aufzukommen. Der Migrationsdruck wird anhalten. Mit dem disfunktionalen Asylrecht bestehe die Gefahr, dass Menschen zu lange in Zwischenstadien verbleiben, ehe sie in Arbeit kommen und selbst für sich sorgen.

 

Klaus J. Bade geißelt die Politik deutscher Ministerien, die Diktaturen um so mehr unterstützt, je mehr Flüchtlinge zurückgehalten werden. Das ehrenamtliche Engagement der engagierten Bürgergesellschaft hat dagegen eine fast revolutionäre Kraft, lobt der Publizist. Klaus J. Bade betont, das humanitäre Engagement der Menschen in Deutschland stehe im Gegensatz zur der Abriegelung der Festung Europas.

 

Der Theologe Prof. Herbert Haslinger mahnt in seinem nachdenklichen Vortrag, Hilfe für Flüchtlinge als Vereinnahmung miss zu verstehen. Verantwortliche Hilfe akzeptiere den anderen in seinem Anderssein. Zugleich warnt Haslinger vor einer Emotionalisierung der Debatte: Radikalität mache Nächstenliebe zur Killerphrase.

 

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