Oldenburg, 14.Aug.2019 - Was kostet der Schulbesuch eines Kindes wirklich, haben die christlichen Wohlfahrtsverbände im Oldenburger Land gefragt. 70 Familien haben die Kosten von über 100 Schulkindern ein Jahr lang protokolliert. Im Schnitt müssen Familien 309,44 Euro an Schulbedarfskosten pro Jahr kalkulieren. Das ist mehr als doppelt so viel wie Familien über Sozialleistungen zurück bekommen können. Aus dem Bildungs- und Teilhabepaket stehen Familien derzeit pro Kind 150 Euro zu: 100 Euro zum Schuljahresbeginn, 50 Euro zum Halbjahr, erläutern Caritas-Referent Dietmar Fangmann und Diakonie-Referent Franz Josef Franke.
Aber auch Familien mit einem Einkommen kurz über Hartz IV werden durch solch hohe Kosten stark belastet, warnen die Wohlfahrtsverbände. Dabei seien in dieser Zahl noch keine Klassenfahrten, Fahrtkosten, Nachhilfe oder Verpflegung enthalten. Kurzfristig müssen die Unterstützungsleistungen bedarfsgerecht angepasst werden, forderte Landescaritas-Direktor Dr. Gerhard Tepe. Lehrer an allen Schulen sollten sensibel darauf achten, dass Kinder aus finanzschwachen Haushalten nicht ausgegrenzt werden. Diakonie-Vorstand Thomas Feld plädierte für eine umfassende Lehrmittelfreiheit. Nur so können Ausgrenzungsmechanismen wirkungsvoll verhindert werden.
Überrascht zeigten sich die Oldenburger Wohlfahrtsverbände von den Kosten an Grundschulen, die mit 318,84 EUR im Jahresmittel fast so hoch ausfielen wie die Kosten an Gymnasien mit 332,04 EUR. Das sei auf höhere Ausgaben für Kleidung, Bastelmaterial und Arbeitsbücher zum einmaligen Gebrauch zurückzuführen. Gerade in Grundschulen entstehen unterjährig höhere Kosten, wenn die Schüler mit wachsendem Lernerfolg neue Schreibgeräte, Hefte mit anderen Liniaturen, Kopierkosten oder Beiträge zur Klassenkasse erbringen müssten.
Knapp 310 Euro für Schulbedarf ist eine Zahl die staunen macht, bekannte Feld. Auch wenn die Untersuchung den strengen Kriterien der Statistik vielleicht nicht entspricht, ist sie ein aussagekräftiges Puzzleteil für eine begründete Veränderung, ergänzte Tepe. Bildung dürfe nicht vom Portemonaie der Eltern abhängig sein. Deswegen sei die Lernmittelfreiheit an allen Schulen besonders wichtig.