Suchttherapie für Jugendliche und junge Erwachsene braucht eigene Behandlungskonzepte

Dr. med Angela Wenzel neue Chefärztin der Dietrich-Bonhoeffer-Klinik in Ahlhorn

Ahlhorn, 17.6. 2021 - Die Dietrich-Bonhoeffer-Klinik in Ahlhorn hat eine neue Chefärztin. Seit dem 1. April leitet die gebürtige Oldenburgerin Frau Dr. med. Angela Wenzel die Fachklinik für Jugendliche und junge Erwachsene mit Suchterkrankungen. „Wir freuen uns, dass Frau Dr. Wenzel als neue Chefärztin an die Dietrich-Bonhoeffer-Klinik gekommen ist. Die Dietrich-Bonhoeffer-Klinik ist ein wichtiges Angebot, um Jugendliche und junge Erwachsene bei ihrem Weg aus der Sucht zu unterstützen“, sagt Diakonie-Vorstand Thomas Feld. Die Dietrich-Bonhoeffer-Klinik (DBK) ist eine der wenigen Rehabilitationskliniken in Deutschland, die sich auf die Entwöhnungsbehandlung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen spezialisiert hat. Die Patientinnen und Patienten kommen aus dem gesamten Bundesgebiet.

„Jugendliche sind keine kleinen Erwachsenen!“ betont die Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie. In dieser Entwicklungsphase ist das menschliche Gehirn starken Umbauprozessen unterlegen. Die Erkenntnisse der aktuellen Neurowissenschaften müssen laut Frau Dr. Wenzel bei der Behandlung und Prävention psychischer Störungen berücksichtigt werden und erfordern spezielle auf dieses Altersspektrum ausgerichtete Interventionen. Suchterkrankungen beginnen meist schon vor dem 18. Lebensjahr. Unbehandelt bleiben sie häufig bis ins hohe Erwachsenenalter bestehen. „Je früher eine Suchtproblematik erkannt und behandelt wird, umso besser sind die Chancen auf Heilung und Teilhabe an der Gesellschaft“, betont die Fachärztin. Impulsivität und Experimentierfreudigkeit tragen zu einem erhöhten Risiko für Drogenkonsum in dieser Altersspanne bei. Aber nicht jeder Teenager wird abhängig. Zu einer behandlungsbedürftigen Abhängigkeit kommt es meistens dann, wenn weitere psychische, soziale und lebensgeschichtliche Belastungsfaktoren hinzukommen. In der Regel liegen bei den betroffenen Kindern und Jugendlichen weitere psychische Erkrankungen wie Depressionen, ADHS, Traumafolgestörungen und Psychosen vor. Genau auf diese sog. Doppeldiagnosen hat sich die Dietrich-Bonhoeffer-Klinik spezialisiert und mit Frau Dr. Wenzel eine Expertin für dieses Gebiet gewonnen. Zuletzt hat die neue Chefärztin jugendliche Straftäter an der Universität Kiel und im Jugendgefängnis behandelt und als Sachverständige vor Gericht den Zusammenhang zwischen psychischer Gesundheit und Straffälligkeit beleuchtet.

„Ich freue mich zusammen mit dem vorhandenen hochengagierten Team an der DBK das Behandlungskonzept noch spezifischer auf das Alter der Patientinnen und Patienten ausrichten und unter entwicklungspsychologischen Aspekten ausgestalten zu dürfen!“ Hierzu gehört für Frau Dr. Wenzel u.a. der verstärkte Einbezug von Familie und Bezugspersonen, die Wiederheranführung an die Schule, gesonderte Therapieangebote für Mediensüchte und die Ermöglichung positiver Lernerfahrungen durch intensive pädagogische und pflegerische Unterstützung. Um diese altersentsprechenden Interventionen weiterzuentwickeln und implementieren zu können soll das Team um einen weiteren Facharzt bzw.- eine Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie ergänzt werden. „Die jungen Patient*innen sollen die Klinik als einen sicheren Ort erleben und positive Bindungserfahrungen sammeln können.“ Hierzu gehört für Frau Dr. Wenzel auch, dass die Klinik ein Schutzkonzept für ihre Rehabilitand*innen vorhält. Einen besonderen Wert legt Frau Dr. Wenzel dabei auf einen respektvollen Umgang in der Klinik. Von den Jugendlichen wird viel Mut und Ausdauer abverlangt um nachhaltig ihr (Konsum-) Verhalten zu verändern. Daher spielen Belohnungsanreize ebenso wie eine zugewandte respektvolle Haltung in einem strukturiertem Stationsalltag eine große Rolle. „Die Jugendlichen und Heranwachsenden sollen während der Therapie die Chance erhalten sich zu mündigen und kritischen Persönlichkeiten zu entwickeln. Nur so können sie dazu befähigt werden Ungerechtigkeiten und grenzverletzendes Verhalten selber zu benennen. Dies stellt einen wesentlichen Aspekt der Präventionsstrategie für weiteren Substanzkonsum und nachhaltigen Behandlungserfolg dar.“

Zur Person:

Frau Dr. Wenzel ist gebürtige Oldenburgerin. Nach ihrem Abitur am Alten Gymnasium Oldenburg studierte Sie Medizin an der Universität Würzburg sowie an den Universitäten in Umeå (Schweden), Adelaide und Brisbane (Australien). Ihre Weiterbildung zur Kinder- und Jugendpsychiaterin  absolvierte Sie an den den Unikliniken in Gießen und Marburg, wo sie auch promovierte. Ihre verhaltenstherapeutische Grundausbildung erweiterte Sie um Zertifizierungen und Akkreditierungen zu gesonderten Therapieverfahren im gesamten Altersspektrum des Kindes- und Jugendalters. Zudem beteiligt sich Frau Dr. Wenzel an der Aus- und Weiterbildung von werdenden Kinder- und Jugendpsychotherapeut*innen an Kooperationsinstituten. Zuletzt war Frau Dr. Wenzel an der Universität Kiel am Institut für Forensische Psychiatrie und -Psychotherapie tätig, wo Sie eine Fachambulanz für jugendliche Straftäter aufbaute und ein psychiatrisches Versorgungsangebot im Jugendgefängnis etablierte. Weiterhin beteiligte sich Frau Dr. Wenzel an der Lehre, beantwortete als Sachverständige gutachterliche Fragestellungen im Auftrag der Jugendgerichte, bot Fortbildungen für Richter*innen und Staatsanwält*innen an und wurde auf ihre Führungsposition durch ein universitäres Förderprogramm umfassend vorbereitet.

Zur Klinik:

Die Dietrich-Bonhoeffer-Klinik ist eine Fachklinik mit 48 Behandlungsplätzen, die sich auf die medizinische Rehabilitation Jugendlicher und Adoleszenter im Alter von 14-25 Jahren mit Abhängigkeitserkrankungen spezialisiert hat. Sie arbeitet mit einem erfahrenen Team aus Ärzt*innen, Psycholog*innen, Pädagog*innen, Sozialarbeiter*innen, Ergo-, Sport- und Physiotherapeut+innen, Erzieher*innen und Krankenpflegepersonal. Ein besonderes Angebot ist die pädagogische Betreuung und Behandlung von Patienten*innen mit "Doppeldiagnosen", wie z.B. Psychose und Sucht. Die Klinik ist nach § 35/36 BtMG anerkannt und nimmt Patienten* aus dem ganzen Bundesgebiet auf. Alle Informationen und Stellenanzeigen unter www.dietrich-bonhoeffer-klinik.de

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