Oldenburg, 26.4.2022 – Wenn Sabine Westdörp Sönkes Koffer packt, dann spürt sie die Vorfreude bei ihrem Sohn. Der 10-Jährige weiß dann genau, er darf wieder ins KIOLA-Haus. Seit die Kurzzeitpflege für Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigung in Oldenburg 2020 eröffnet wurde, war Sönke regelmäßig in den Ferien und an Wochenenden zu Gast im KIOLA-Haus. Mittlerweile kennt er die Einrichtung gut. „Bei der Ankunft hängt er sofort seine Jacke an die Garderobe und läuft los“, erzählt Sabine Westdörp.
Inzwischen können sich Sabine und Carsten Westdörp gar nicht mehr vorstellen, das Angebot von KIOLA nicht zu nutzen. Dennoch erinnern sich beide noch ganz genau, an das Gefühl, als Sönkes erstes Wochenende im KIOLA-Haus anstand. „Einen Tag vorher wollte ich alles absagen“, erzählt Sabine Westdörp. „Sönke hat frühkindlichen Autismus. Er kann noch nicht sprechen und deshalb seine Bedürfnisse nicht äußern. Und dann kommen einfach die Zweifel. Dazu kamen die Sorgen wegen der Corona-Pandemie.“ Doch Westdörps überwanden ihre Zweifel. Und heute sind die Wochenenden und Ferienaufenthalte für Sönke ein tolles Erlebnis und für die Eltern eine Gelegenheit Kraft zu tanken, Zeit miteinander zu verbringen und sich ihrer 5-jährigen Tochter Christin einzeln zu widmen.
Genau dafür hat der Verein KIOLA das KIOLA-Haus in Oldenburg errichtet. Das Projekt ist in Niedersachsen das erste seiner Art. Träger der Einrichtung ist das Diakonische Werk im Oldenburger Land. Geboten wird den Kindern und Jugendlichen eine urlaubsähnliche Situation, in der sie professionell gepflegt, betreut und gefördert werden. Für die Angehörigen, die ansonsten für Pflege und Betreuung zuständig sind, bietet diese Zeit die Möglichkeit, sich selbst zu erholen, Zeit mit Geschwisterkindern zu verbringen und neue Kraft zu schöpfen.
Im KIOLA-Haus stellt sich das Team um Koordinatorin Anja Schröder nicht nur auf jeden Gast und seine speziellen Bedürfnisse ein. Auch die Bedürfnisse der Eltern werden einbezogen. „Bei jedem Besuch werden wir wieder gefragt, ob wir mit Fotos über Sönkes Erlebnisse auf dem Laufenden gehalten werden wollen“, berichtet Carsten Westdörp. Seine Frau zeigt auf dem Smartphone die vielen Fotos, die sie vom KIOLA-Team bekommen hat. Ob in der Hängeschaukel im Aufenthaltsraum, auf dem großen Dreirad im Garten, entspannt im Snoezelraum oder bei Ausflügen, die Westdörps wissen so immer, das es ihrem Kind gut geht.
„Wir wollen Sönke ein möglichst normales Leben bieten“, schildert Sabine Westdörp. Dazu gehört für sie und ihren Mann auch, dass Sönke Erfahrungen ohne seine Eltern machen kann. Etwas was für andere Kinder in seinem Alter selbstverständlich ist. Wichtig ist ihnen dabei aber, dass es immer um Sönke geht. Ihm sollen die Erlebnisse Spaß machen. „Wenn wir mit dem Auto an der Ampel halten, wo es links zu KIOLA geht, dann ist Sönke ganz aufgeregt“, erzählt Carsten Westdörp. „Das zeigt uns, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben.“
Eine Entscheidung, die für die Eltern richtig ist, aber nicht immer einfach war. „Ich war früher nie ganz frei. Auch wenn Sönke mal bei den Großeltern war, ich schaue immer aufs Handy“, erzählt Sabine Westdörp. Anfangs war das auch bei KIOLA-Besuchen so. Mittlerweile können sie und ihr Mann die Zeit genießen und neue Kraft tanken für ihren schönen aber auch herausfordernden Alltag mit Sönke. Und wenn Sönke beim Abholen freudestrahlend auf seine Eltern zu rennt, ist das für sie das Wichtigste.
Das KIOLA-Haus bietet Platz für zwölf Kinder und Jugendliche. Seit der Eröffnung waren 54 Kinder zu Gast, circa 90% kommen regelmäßig wieder. Das Einzugsgebiet erstreckt sich über Niedersachsen und die angrenzenden Bundesländer. Die genauen Aufnahmebedingungen können interessierte Eltern bei Anja Schröder, KIOLA-Koordinatorin, unter 0441/36 11 19 6 0 erfragen.
Tag der offenen Tür
Wer das KIOLA-Haus und sein Angebot kennen lernen will kann am 3. Mai von 15 bis 18 Uhr beim Tag der offenen Tür einen Blick in die Einrichtung am Dohlenweg 5 werfen. Mitarbeitende informieren über das Angebot von KIOLA und Eltern von Gastkindern berichten über ihre Erfahrungen. Für Kinder wird ein Stempelparcours angeboten. Auch bei Regenwetter werden Aktionen stattfinden. Besucher werden gebeten mit dem öffentlichen Nahverkehr zu kommen oder auf Parkplätze in der Umgebung auszuweichen.