Oldenburg, 25. Juli 2017 – Wohnung ist in allen Feldern der sozialen Arbeit des Diakonischen Werkes ein bestimmendes Thema, berichtet Heinz-Hermann Buse vom Diakonischen Werk Oldenburg Stadt. Zur Diakonie kommen immer mehr Menschen, die Angst vor Wohnungsnot haben. Rentner, Geringverdiener oder Hartz-IV-Empfänger, die Mieten und Energiekosten nicht mehr zahlen können, aber auch keine andere Wohnung finden. In Oldenburg fehlt es an günstigen Wohnungen, mahnt Buse. Viel zu viele Menschen müssen inzwischen mehr als die Hälfte ihres Einkommens fürs Wohnen ausgeben. Der Rest reicht bei kleinen Renten und geringem Einkommen kaum zum Leben, sehen die Sozialberater der Diakonie täglich. Selbst Arbeit schützt nicht immer vor Wohnungsnot, weiß Buse und berichtet von Menschen, die zum Arbeiten nach Oldenburg gekommen sind, aber keine bezahlbare Wohnung finden. Für eine Weile können sie bei Kollegen oder Bekannten übernachten. Aber das geht nicht auf Dauer. Wohnungsgesellschaften mit Wartelisten von einem Jahr sind auch keine Alternative.
Offenbar nehmen Investoren sogar umfängliche Leerstände in Kauf, um von überzogenen Mieterwartungen nicht abrücken zu müssen.
Auf der Kehrseite der Wohnungsnot können Vermieter sogar minderwertige Wohnungen weit unterhalb normaler Standards zu überhöhten Preisen vermieten: Zimmer mit völlig abgewohnten Möbeln, Küchenmitbenutzung und Gemeinschaftstoilette für 20 Euro pro Quadratmeter. Viele bleiben dabei auf der Strecke. Die Zahl der Kontakte im Tagesaufenthalt für Wohnungslose hat sich im vergangenen Jahr verdoppelt. Denn hier können Menschen ihre Post empfangen, wenn es sonst keine Adresse gibt. Hier gibt es Essen und die Möglichkeit zu Duschen oder Wäsche zu waschen. Leben ohne eigene Wohnung oder auf der Straße bedeutet Verarmung, Verelendung und soziale Isolation, warnt die Diakonie.
Besonders bei jungen Leuten unter 25 Jahren ist Unterstützung notwendig, damit sie nicht abdriften oder die Ausbildung abbrechen. Wo Familie oder soziales Umfeld fehlen stützt die Diakonie mit dem Projekt U25 etwa vierzig junge Menschen auf ihrem Weg in die Selbständigkeit.
Der Wohnungsmangel hat inzwischen die Mittelschicht erreicht, ist Buse besorgt. Auch Familien und Alleinerziehende mit Kindern haben es oft schwer. In der allgemeinen Sozialberatung hat die Diakonie 180 oldenburger Haushalten aus materiellen Notlagen geholfen. Meist mit kleinen Darlehen, aber auch mit Lebensmittelgutscheinen, Spenden- und Stiftungsmitteln. Ziel ist die Stabilisierung der Haushalte, damit die Wohnung erhalten bleibt und die Spirale nach unten unterbrochen wird.
Von Vermietern wünscht sich Buse, dass sie mehr günstige Wohnungen für Benachteiligte anbieten. Die Stadt Oldenburg sollte Belegwohnungen vorhalten, um in besonderen Situationen schnell Wohnraum anbieten zu können. Zudem sollten die Regelsätze für Sozialleistungen überprüft werden. Der Anteil für Strom ist zu niedrig angesetzt. Im Schnitt fehlen je Person 20 Euro monatlich.