Wohnungslosigkeit von Frauen versteckt

Erstellt von Frerk Hinrichs |

Delmenhorster Neujahrsemfang der Diakonie

Delmenhorst, 20.01.2016 – Fast jeder vierte Wohnungslose ist weiblich, sagt die Statistik. Gleichwohl erscheinen Frauen viel seltener als Betroffene. „Frauen haben viele Strategien, ihre Probleme zu verstecken,“ berichtet Andrea Hniopek auf dem Neujahrsempfang des Diakonischen Werkes Delmenhorst/Oldenburg Land. Hniopek leitet die Abteilung Existenzsicherung im Caritasverband Hamburg. Wohnungslose Frauen versuchen ihre Situation zu bewältigen, in dem sie aktiv werden, Flaschen sammeln, betteln, Hilfeangebote nutzen oder Straßenzeitung verkaufen. Auch haben Frauen mehr Sozialkontakte als Männer. Leider, so beobachtet Hniopek, halten es Frauen oft länger bei gewalttätigen Männern aus, weil sie Bett und Wohnung nicht verlieren wollen. Aus dem gleichen Grund sieht sich ein Teil der Frauen dazu gezwungen, sich zu prostituieren. Viele Frauen schämen sich Ihrer Lebenslage und versuchen Ihre Situation zu verdecken. Betont unweibliche Kleidung ist so eine Strategie, um nicht aufzufallen, hat Hniopek in dem Hamburger Containerprojekt für Frauen beobachtet. Die Container hat der Caritasverband in Kooperation mit der Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg aufgestellt, weil es nur wenige für Frauen geeignete Angebote gibt. Dabei ist das Leben auf der Straße gerade für Frauen besonders schwierig. Zehn obdachlose Frauen können dort einen kleinen Container bewohnen und erhalten gleichzeitig Beratung und Betreuung durch Studierende der Hochschule.

 

Armut ist ein Einzelschicksal, von dem aber immer mehr Menschen betroffen sind. Viele Familien leben trotz eines Erwerbseinkommens an oder unterhalb der Armutsschwelle, und immer mehr Kinder wachsen in Armut auf. Für Frauen und für Männer gilt der Satz: „Wer kein Dach über dem Kopf hat, verliert den Boden unter den Füßen.“ Papiere, Unterlagen, Fotos und Erinnerungen gehen beim häufigen Wechsel von Unterkünften verloren, berichtet Hniopek. Mit den Papieren schwindet oft auch die materielle Lebensgrundlage und die Fähigkeit, das eigene Leben zu bewältigen. Die Ursachen dieser Armut sind sehr unterschiedlich. Arbeitslosigkeit, Alkohol- und Drogensucht, Schulden oder Verlust der Wohnung sind die häufigsten Gründe, die Menschen in Armut und ins gesellschaftliche Abseits drängen. Wer diesen Menschen wirksam helfen will, darf keine Vorbedingungen für den Zugang zu Hilfe- und Beratungsangebot stellen, warnt die Sozialexpertin.

 

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